Em busca do dossel sagrado - a Toca de Assis e as novas sensibilidades religiosas

Abstract

Die Fraternidade Toca de Assis (“Gemeinschaft der Zuflucht Von Assisi”) ist eine katholische religiöse Gemeinschaft, die 1994 in Brasilien von P. Roberto José Lettieri ins leben gerufen worden ist. Vereinfachend kann die Toca de Assis zu den neuen Gemeinschaften dês gemeinsamen Lebens und Glaubens innerhalb der katholischen Kirche gerechnet werden, die grösstenteils auf die in der katholischen charismatischen Erneuerungsbewegung vorgefundenen Bedürfnisse nach erlebter, emotionaler Religiosität zurückgehen. Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind insbesondere die mit der TocaBewegung verbundenen Institute gemeinsamen religiösen Lebens, nämlich die Gemeinschaft der “Söhne und Töchter der Armut vom Allerheiligsten Altarsakrament” (männlicher und weiblicher Zweig). Dieser – neo-franziskanisch inspirierte – Verband übt Anziehungskraft auf Jugendliche und junge Erwachsene aus, die sich durch Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams als religiosen na die Gemeinschaft binden. Der Verband, der sich gern als neue Ordensgemeinschaft innerhalb der katholischen Kirche sehen möchte, weist allerdings einige recht ungewöhnliche Züge auf, darunter im Besonderen folgende Merkmale: Die Mitglieder leben in radikaler Armut und sollen ihren Lebensunterhalt ausschliesslich durch Spenden im Vertrauen auf die göttliche Vorsehung erwerben. Einen Schwerpunkt bildet die Arbeit mit Obdachlosen und Bedürftigen auf der Strasse, die in den “Zufluchtsstätten” (tocas) gennanten Häusern der Gemeinschaft aufgenommen werden. Geordneten theologischen Studien und wissenschaftlicher Bildung begegnet man aus Furcht vor einer Überbetonung der Ratio mit Misstrauen und Ablehnung. Praktiziert wird die ewige Anbetung der dauerhaft ausgesetzten eucharistischen Gestalten. Man legt Wert auf Frömmigkeitspraktiken und theologische, ästhetische und liturgische Vollzüge und Elemente, die ein Modell der katholischen Kirche repräsentieren, das hinter das 2. Vatikanische Konzil zurückgeht. Der Zugang zur Liturgie und zur katholischen religiösen Praxis ist sehr stark emotional und gefühlsbetont und erfolgt mithilfe jugendlich-spielerischer Ausdrucksformen und Gestaltungsmittel. Auf der Grundlag von Felduntersuchungen und unter Einbeziehung religionssoziologischer Ansätze und Forschungsbeiträge möchte die vorliegende Arbeit diese und weitere Kennzeichen der Gruppe sichtbar und als Ausdruck einer Religiosität erkennbar machen, die auf vormoderne religiöse Ideengebäude und Frömmigkeitselemente zurückgreift und dabei in manchmal paradoxer Weise modernen und postmodernen Wiederverzauberungsbedürfnissen entgegenkommt. Ausgehend von einer Analyse der dialektischen Beziehung zwischen Säkularisierung und Wiederverzauberung möchte die Arbeit schliesslich ausblickende Hinweise auf ein Universum der totalisierung khatolischen oder eines heiligen canopy geben, das Schutzräume und Benennungsmuter für die Biografien in der Risikogesellschaft und die Welt der reflexiven Moderne bereithält, wenngleich durch Reflexivität und biografische Wahlentscheidung selbst wieder Risiken geschaffen werden.